Kulturcampus MuWi

Studienzeit, schönste Zeit? Von wegen!

Kennen Sie das? Man hört in der Familie oder im Freundeskreis, wie sich auch an den Unis durch das Virus die Welt verändert hat. Man liest das ein oder andere darüber. Aber können wir uns so richtig in diese neue „Studienart“ hineinversetzen? Wir Förderkreis-Aktiven möchten mit den jungen Menschen an den Hochschulen im Gespräch bleiben. In unserer Kolumne „Kulturcampus MuWi“  erzählt uns diesmal Clara von Debschitz ohne Umschweife, wie sich ihr Alltag verändert hat und welche Befürchtungen sie hegt:



Als Studentin für International Management wollte ich die Semesterferien im Frühjahr in Sevilla verbringen, um dort meine Spanisch-Kenntnisse zu verbessern. Doch schon wenige Tage nach meiner Ankunft wurden diese Pläne durchkreuzt: Mit der Verkündigung des Lockdowns schloss die Sprachschule ihre Türen und aufgrund der in Spanien besonders strengen Ausgangssperre durfte ich das Haus meiner Gastfamilie nicht einmal für einen Spaziergang durch die mir (bis heute) unbekannte Stadt verlassen. Lange wartete ich auf einen Rückflug nach Deutschland. In Wiesbaden eingetroffen, musste ich erst einmal zwei Wochen in Quarantäne bleiben. Meine Semesterferien hatte ich mir eindeutig anders vorgestellt.

Auch an der Hochschule Rhein Main (Business School) war man auf die Herausforderungen der Pandemie nicht vorbereitet. Klausuren im März wurden abgesagt. Und kurz vor dem Start der Vorlesungen am 1. April war klar: Das kommende Semester würde eine ganz neue Erfahrung werden und nicht nur den Studierenden, sondern der gesamten Hochschulgemeinschaft viel abverlangen.

Abgesehen von einem Zwischenfall, bei dem ein Zoom-Meeting gehackt wurde, liefen die Online-Vorlesungen weitgehend reibungslos, doch es war einfach nur mühsam. Man starrt 90 Minuten auf einen Bildschirm und hat keinerlei Interaktion mit Freunden – was die Zeit sonst schneller verstreichen lässt. So wissbegierig ich auch sein mag – ohne Austausch mit meinen Kommilitonen machen mir die Vorlesungen nur wenig Spaß.

Für mich war das vergangene Semester das langweiligste und gleichzeitig anstrengendste, das ich in meinen drei Jahren als Studentin erlebt habe. Der ganze Reiz am Studium geht verloren. Und so ist die Vorfreude auf das kommende Semester natürlich auch nicht groß.

Im kommenden Jahr würde ich normalerweise ein Auslandssemester und mein Auslandspraktikum absolvieren. Das ist ein fester Bestandteil meines Studiengangs, eigentlich der Höhepunkt meines Studiums, doch jetzt ist alles ungewiss. Eine Freundin erlebt ihr Auslandssemester in Kanada komplett per Videochat – aus Wiesbaden! Durch die Zeitverschiebung muss sie an den Vorlesungen nachts teilnehmen …

Mit Covid-19 haben sich schon Freunde und Bekannte infiziert. Auch der Vater meiner spanischen Gastmutter in Sevilla lag mit Corona auf der Intensivstation eines Krankenhauses, sein Zustand war sehr kritisch. So erfahre ich aus erster Hand, dass man das Virus nicht auf die leichte Schulter nehmen darf. Ich besitze kein Auto –  im Bus komme ich mit vielen Menschen in Kontakt, deshalb wäge ich immer gründlich ab, ob es sich wirklich lohnt, das Haus zu verlassen. Es gibt immer mehr Personen, die denken, das Schlimmste sei überstanden, man müsse sich nicht mehr an die Vorschriften halten. Doch es gibt keinen Anlass zu mangelnder Rücksichtnahme.

Ich kann es kaum abwarten, zu meinem alten Alltag zurückzukehren. Jetzt weiß ich zu schätzen, was ich früher für selbstverständlich gehalten habe. Derzeit hangele ich mich von Tag zu Tag. Auch die Freizeitgestaltung erfordert genaue Planung. Spontane Ausflüge sind kaum noch möglich, viele Konzerttickets habe ich zurückgegeben. Immerhin: Ein Besuch mit maskierten Freunden im MAK in Frankfurt war schon dabei, denn in den Museen ist ausreichend Platz. Demnächst wollen wir auch wieder einmal ins Museum Wiesbaden gehen, durch die Museumscard wird mein studentisches Budget bei diesem Besuch nicht belastet.

Ich musste für mich in Corona-Zeiten eine neue Struktur finden, denn die Wege zur Hochschule oder zur Arbeit sind entfallen – und so stellt die aktuelle Situation hohe Anforderungen an meine Disziplin. Aber ich weiß auch, dass es uns hier in Deutschland im Verhältnis zu anderen Ländern sehr gut geht. Dafür bin ich dankbar.

Clara von Debschitz

Neujahrsempfang 2019: Auf dem Podium berichtete Clara von Debschitz (2. v. r.) über Ihre Erfahrungen mit der Studentencard.


Zur Person
Clara von Debschitz (21) studiert International Management im Bachelor an der Hochschule RheinMain in Wiesbaden. In ihrer Freizeit besucht sie unter anderem gerne Museen und nutzt für unser Zwei-Sparten-Haus die Museumscard. 2019 hatte sie beim Neujahrsempfang der Freunde darüber berichtet. Mit ihren Freunden ist sie gerne in Sachen Kunst und Kultur unterwegs, sie hört gerne Musik und spielt auch selbst Klavier. Außerdem gehört Sport zu Claras Hobbys.

 

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