Kunstvoll und Naturnah

Wiesbaden hält Einzug im Landesmuseum

Die Idee, ein Modell der Innenstadt in der Ausstellung aufzustellen und dann das Wasser von Wiesbaden darauf zu projizieren, stand bereits am Anfang der Planung der Ausstellung. Es bedurfte dann allerdings noch an einigem organisatorischem Aufwand, um diese Idee zu verwirklichen. Zuallererst wurde Geld eingeworben. Für das Stadtmodell setzte sich besonders der Nassauische Verein für Naturkunde ein. Die BRITA GmbH und das Museum selbst gaben auch noch einen Teil dazu. Von der Landeshauptstadt kamen die Daten, die regelmäßig erhoben werden und für die Stadtplanung unerlässlich sind. Die ganze Stadt ist daher dreidimensional erfasst. Im Internet unter geoportal.wiesbaden.de kann sich jeder dieses virtuelle Wiesbaden aus der Vogelperspektive ansehen.

Zusammenbau der 168 Kacheln aus 3D-gedrucktem Kunststoff (Foto: Hannes Lerp)

Mit Hilfe der Daten folgte der nächste Schritt: Statt Holz und Gips kam ein 3D-Druckverfahren in die Auswahl. Eine Fläche von vier mal vier Kilometern, die die gesamte Innenstadt und natürlich auch das Museum einschließt, wurde auf drei mal drei Meter geschrumpft und in 168 Kacheln aus Kunststoff gedruckt. Um die Gebäude und Topografie Wiesbadens im Modell besser erkennen zu können, wurde allerdings 1,2-fach überhöht gedruckt. Das bedeutet, dass ein Objekt, wie z. B. ein Würfel, im Modell zu einem Quader wird, der 1,2-mal höher als breit ist. Andernfalls verschwinden Höhenunterschiede und man kann die Kessellage Wiesbadens kaum erkennen. Da doch einiges an Gewicht entstand, waren bei der Anlieferung des Modells viele Hände gefragt.

Maßstabsgerechtes Modell der Wiesbadener Innenstadt (Detail) aus 3D-gedrucktem Kunststoff in der Sonderausstellung „Vom Wert des Wassers – Alles im Fluss?“ (Foto: Bernd Fickert/Museum Wiesbaden)

Die zweite schwierige Aufgabe galt es nun zu realisieren: Die Auswahl und Anpassung von Inhalten, die präsentiert werden sollten. Sie haben natürlich alle etwas mit dem Wasser der Stadt zu tun. Begonnen bei der Sage des Riesen Ekko, der mit einem Speer erst die heißen Quellen erschloss und dann mit seinem Handabdruck die Täler der Stadt schuf, geht es über die Lage der Quellen und Bäche der Stadt bis zu einer historischen Typhuskarte. Die Typhus-Epidemien führten in der Folge zur Erschließung des heutigen Abwassernetzes, das ebenfalls im Modell zu sehen sein wird.

Maßstabsgerechtes Modell der Wiesbadener Innenstadt, Detail: die neugotische Marktkirche am Wiesbadener Schlossplatz (Foto: Bernd Fickert/Museum Wiesbaden)

Dank der Zusammenarbeit mit den Ämtern der Stadt und verschiedenen Firmen sowie der finanziellen Unterstützung durch die oben Genannten und der tatkräftigen Arbeit des Museumsteams konnte das Stadtmodell pünktlich realisiert werden. Ein herzlicher Dank dafür gilt allen Beteiligten!

Hannes Lerp


Erfahren Sie mehr über Dr. Hannes Lerp, Kustos der Wirbeltiersammlungen im Museum Wiesbaden seit Februar 2021, hier im Interview.

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