Ostergrüße
In diesem Jahr mit Lämmern …
Als uns bei einem der beliebten Jour Fix-Abende des Förderkreises Peter Forster durch die Ausstellung „Weltflucht und Moderne – Oskar Zwintscher in der Kunst um 1900“ führte, sprach er auch die Gestaltung von Bildpostkarten durch Jugendstilkünstler an. Was lag näher, als nach einem Ostermotiv für diese Website zu fragen? Natürlich, der Kustos hatte sofort das wunderbar passende Motiv zu bieten: Nicht von Zwintscher, sondern von seinem Kollegen Hans Unger stammt die Karte, mit der wir Sie auf die Feiertage einstimmen möchten. Schön auch, dass Ungers Osterlämmer als Postkarte im Museum zu haben sind.
Museumschef Dr. Andreas Henning wendet sich direkt an die Freundinnen und Freunde des Museums und schreibt:
„Die Osterkarte, die der Jugendstilkünstler Hans Unger zu Beginn des 20. Jahrhunderts schuf, zeigt zwei Lämmer und einige Schafe auf der Weide. Traditionell steht das Lamm als Symbol für Christus, dessen Tod und Auferstehung an Ostern gefeiert wird. Auch Unger spielt in seiner Osterkarte auf diese Deutungsebene an. Doch zugleich löst er das Symbol von der überlieferten christlichen Ikonographie und versetzt das Lamm in eine Landschaftsszene, die auch als reine Tieridylle verstanden werden kann. Durch die Inschrift wird wiederum akzentuiert, dass das Tier hier auch als österliches Opferlamm gemeint ist.
Wir freuen uns, wenn Sie in diesen Feiertagen die Gelegenheit finden, das Museum Wiesbaden zu besuchen. Wandeln Sie beispielsweise auf den Spuren des Jugendstils, um in der großen Sonderausstellung ,Oskar Zwintscher – Weltflucht und Moderne‘ auch die Osterkarte von Hans Unger zu finden. Anschließend bietet sich ein Gang durch die Jugendstil-Schenkung F. W. Neess an. Und versäumen Sie nicht, am ,Jugendstilizer‘ in unserem neuen ,Aktionsraum Experiment Ornament‘ selber kreativ zu werden. Denn hier können Sie eigene Jugendstilornamente entwickeln und daraus Ihre ganz persönliche Grußkarte gestalten.“
Dr. Peter Forster, Kustos Sammlungen 12. bis 19. Jahrhundert, erklärt, warum Bildpostkarten eine besondere Bedeutung im Jugendstil haben:
„Der Jungendstil strebte in der Idee vom Gesamtkunstwerk die Einheit von Kunst und Leben an. Zur Durchdringung aller Lebensbereiche mit Ästhetik gehörte auch die Gestaltung von Bildpostkarten. In der Zwintscher Ausstellung finden sich zwei brillante Beispiele für die Möglichkeit, auf kleiner Fläche zu großartigen Bildkompositionen zu gelangen. Eine Zwintscher-Postkarte mit Blick auf die Stadt Meißen, in der Künstler lebte, ist ein Beispiel dafür …“
In diesem Jahr zu Ostern steht aber Ungers Grußkarte mit Lämmern im Fokus. Dazu sagt uns Peter Forster:
„Oskar Zwintschers Kollege und Freund Hans Unger (1872–1936) stand Zwintscher in der Gestaltung von Postkarten und Plakatmotiven in nichts nach. Diese Bereiche der angewandten Kunst sorgte für zusätzliches Einkommen und steigerte gleichzeitig die eigene Bekanntheit. 1896 entwarf Unger ein Plakat für die Dresdner Orgelhandlung Estey (zu sehen auf unserer Litfaßsäule), was ihn international bekannt machte und sein Karrierestart war.
Unger entwarf im Auftrag des deutschen Schulvereins eine Postkarte zum Osterfest, bei der das rahmende Ornament ebenso bedeutend ist wie die friedvolle Darstellung. Solche Oster-Motive waren bei den Jugendstilkünstlern äußerst beliebt. Insbesondere die Künstler der Wiener Werkstätte, zu der u.a. Egon Schiele, Bertold Löffler und Oskar Kokoschka zählten, sorgten seit 1907 für eine wahre Flut an herausragenden Oster-Postkarten. Neben dieser einfühlsamen, stimmungsvollen Arbeit ist Hans Unger auch mit vier Gemälden in unserer Ausstellung vertreten – was seine Bedeutung im Kontext der Dresdner Jugendstilkunst belegt.“