Unter Freunden

Hörgenuss im Jugendstil

Eine Wiederauflage ist möglich, so schrieben wir im Januar auf der Freunde-Website – die Wiederauflage wurde nun zu einem wunderbaren Konzerterlebnis inmitten der Jugendstil-Ausstellung des Museums Wiesbaden! Wie schon zu Anfang dieses Jahres boten Professorin Cordula Hacke am zur Neess-Sammlung gehörenden Mand-Olbrich-Flügel und Violinistin Yumiko Noda zwischen den Kunstwerken einen Hörgenuss vom Feinsten: drei 35-minütige Musikdarbietungen für jeweils etwa 15 Gäste, die dieses Erlebnis überaus zu schätzen wussten. Danielle Neess, Witwe von Ferdinand Wolfgang Neess, die immer wieder dessen Schenkung ergänzt und diese auch um den Flügel bereichert hat, war wie bei der Premiere zugegen und begrüßte das Publikum.

Schwungvolles Spiel im Jugendstil: Pianistin Cordula Hacke und Violinistin Yumiko Noda in der Neess-Schenkung. (Foto: Katharina Herre)

Ihr ist es ein großes Anliegen, dass in der Sammlung musiziert wird, man gleichermaßen Musik und Jugendstil-Kunst aufnehmen kann. Wie schön, dass Cordula Hacke, die mehr als 30 Jahre lang das Flötenspiel von Ferdinand Wolfgang Nees am Klavier begleitet hat, gerne ins Museum Wiesbaden kommt und mit ihrer Freundin Yumiko Noda (sie war lange an der Oper Frankfurt) für dieses Highlight im Programm des Förderkreises sorgt! Die drei Spezial-Konzerte sind exklusiv für die Freunde und Freundinnen des Museums. Und auch Danielle Neess freut sich sehr über das gute Zusammenspiel mit unserem Verein, nicht zuletzt in Gedenken an ihren Mann. So konnte sie vor den aufmerksamen Gästen nun auch berichten, dass für den 2022 mit großem Erfolg gestarteten und vom Förderkreis begleiteten Internationalen Flötenwettbewerb F. W. Neess nun eine Stiftung gegründet, die Urkunde überbracht worden ist – sodass es 2024 weitergehen kann mit diesem Wettbewerb. Er wird in Wiesbaden im Zwei-Jahres-Turnus  zu einem außergewöhnlichen Musikerlebnis überwiegend junge Talente aus aller Welt zusammenbringen. Danielle Neess kann hier auf die große Fachkenntnis und auf die Organisation der in Norwegen an einer Hochschule lehrenden Cordula Hacke bauen.

Danielle Neess freut sich, dass für den Internationalen Flötenwettbewerb Ferdinand W. Neess nun die Stiftung gegründet und beurkundet ist. Unser Bild entstand im Juni 2022, als die Freunde des Museums einen Empfang zum Auftakt dieses Musikevents mit jungen Talenten aus aller Welt veranstalteten. (Foto: Josh Schlasius)

Sie war es auch, die ein Debussy-Lieblingsstück von Ferdinand Wolfgang Neess für Klavier und Geige zusammen mit ihm umschrieb, sodass sein großer Wunsch in Erfüllung ging, dieses auf der Querflöte zu spielen. Für die Witwe war es, wie sie sagt, mit großen Emotionen verbunden, als das Duo Hacke/Noda nun den ersten Satz dieser Sonate in g-Moll, eines der letzten Werke von Claude Debussy, in der Sammlung darbot. Viele Male, so erzählt es die Pianistin, spielte sie mit Flötist Neess die transkribierte Sonate. Und, so berichtet sie, diese Bearbeitung wurde vom Musikverlag Zimmermann angenommen und verlegt. Hacke: „Heute gehört das Stück mit Flöte zum festen Repertoire der Flötenmusik jener Zeit.“ Im Notenheft dazu sagt der Experte Jean-David Jumeau-Lafond: „Cordula Hacke und Ferdinand W. Neess sind mit ihrer Transkription … der Tradition treu geblieben, Werke der `reinen Musik` von einem Instrument auf das andere zu übertragen…“

Im Programm der drei Freunde-Konzerte sorgten ebenso Werke von Camille Saint-Saëns, Jules Massenet und ein weiteres Stück von Debussy für „ein wahrhaft außergewöhnliches Ereignis der Sinne“ – so hatte es Cordula Hacke nach der Premiere beschrieben und so traf es auch diesmal wieder zu. Lassen wir sie noch einmal zu Wort kommen. Im Telefonat meinte die Pianistin zu den Darbietungen, auf die anschließend mit einem Sekt angestoßen werden konnte: „Es ist einfach ein Erlebnis und immer wieder eine Freude, in dieser Sammlung, an diesem wunderschönen Flügel gemeinsam mit meiner Freundin Yumiko Noda vor einem interessierten und verständigen Publikum, wie es die Freunde-Mitglieder sind, zu spielen. Der gezwungenermaßen kleine Rahmen macht es ja auch besonders interessant. Man kommt anschließend ins Gespräch, lernt sich kennen und hat so einen ganz anderen Kontakt zum Publikum. „Eine Win-win-Situation also, ein Musikerlebnis der besonderen Art, das nicht zum letzten Mal stattgefunden haben soll“ – das sagte Mäzenin Danielle Neess zu. Und wir Freunde sind sehr gerne wieder mit ihr und dem Museum die Gastgeber!

Ingeborg Salm-Boost

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