Unter Freunden
„Das war sehr gelungen“
So viele fröhliche Gesichter. So viele angeregte Gespräche in der Wandelhalle, Wiedersehen und Kennenlernen … An die 400 Freunde und Freundinnen des Museums hatten sich durch die arg winterliche Wetterlage nicht vom Besuch unseres Neujahrsempfangs abhalten lassen. Es ist schön, nach Ansprachen, Speed Talking-Runde und faszinierender Musik-Darbietung des jungen ukrainischen Akkordeonisten Andrii Fesenko, immer wieder ist zu hören: „Das war sehr gelungen!“ Ja, das stimmt. Das von unserer Geschäftsführerin Martina Mulcahy zusammengestellte und organisierte Programm war ebenso unterhaltsam wie informativ. So konzipiert, dass reichlich Zeit zum Austausch und zum Anstoßen aufs neue Jahr blieb. Vorsitzender Gerd Eckelmann konnte in seiner Begrüßungsrede auch schon Lust auf ein weiteres besonderes Ereignis in diesem Jahr machen: 30 Jahre alt wird der Förderkreis. Und dies soll im Herbst gebührend gefeiert werden.
Was Gerd Eckelmann, seit Gründung der Vorstandsvorsitzende, zu Beginn des Empfangs in seinem Blick auf das Engagement des Vereins anschaulich beschreibt, das spiegelt sich deutlich auch in der Zusammensetzung einer von Kuratoriumsmitglied Corinna Freudig moderierten Speed Talking-Runde wider. Beginnen wir doch mit der kontinuierlich und immer wieder mit Hilfe der Freunde geförderten museumspädagogischen Projektarbeit. Daniel Altzweig vom Leitungsteam der Abteilung „Bildung & Vermittlung“ erzählt temperamentvoll und kaum zu bremsen über das Projekt „Wiesbaden malt“. Dies ist ein Aktionstag, der schon einmal 2019 stattfand und der 2023 dank der großen Spende des Lions Clubs Wiesbaden Mattiacum an die Freunde mit neuem Konzept fortgesetzt wurde und ungeheure Magnet-Kraft ausstrahlte. Auf der Bühne hat auch Marjane, zehn Jahre jung und ein Fan von Kunst und Natur, Platz genommen. Wie sie mit großer Gewandtheit den „Jugendstilizer“ bedient und erklärt, dieses Tool, an dem jeder sein eigenes Jugendstil-Ornament entwerfen kann, das zeigt den Gästen ein mit ihr für unsere Website gedrehtes Video. Dass Marjane aber auch ein Herz für Heuschrecken und Spinnen hat, wie sie in der Natur-Abteilung zu finden sind, das verrät sie den Zuhörerinnen und Zuhörern im Vortragssaal und gerät geradezu ins Schwärmen. Wer so angetan von Spinnen ist, setzt sich sogar einmal eine lebendige Vogelspinne, Maria genannt, ins Haar. Das allerdings sehen wir nur auf einem Bild, nicht im Museum …
Zurück zu Gerd Eckelmanns Blick auf die Freunde-Arbeit: „Wir wollen das Besondere ermöglichen, das sich in den Jahresbudgets nicht ausreichend wiederfindet“, formuliert er einen wichtigen Anspruch des Vereins. Und er macht an Beispielen deutlich, auf welch vielseitige Weise unser Förderkreis das Museum unterstützt, aber auch, was er im Zusammenspiel mit dem Haus der Kunst und Natur den Freunden und Freundinnen alles bieten kann. Ob Previews, Atelierbesuche oder Musik im Jugendstil, das Angebot wird bestens angenommen. Ganz wichtig ist das gegenseitige Vertrauen sowie das offene Miteinander zwischen Vorstand, Kuratorium, Geschäftsführung und den Akteuren des Museums.
Welch unverzichtbare Rolle der Freundeskreis – mit mittlerweile mehr als 2.200 Mitgliedern – einnimmt, das bringt nicht zuletzt Roman Zieglgänsberger, Kustos der Klassischen Moderne, in der Speed-Talking-Runde zum Ausdruck, ebenso wie Direktor Andreas Henning später in seinem Ausblick. Mancher mag sich wundern, doch in der Tat hat das Landesmuseum keinen eigenen Etat zum Ankauf neuer Werke, ist auf Spenden und Schenkungen angewiesen. Wie erfreulich, dass beispielsweise der Verein dank Museumsgala mit 50.000 Euro eine Arbeit von Stephan Balkenhol, den „König auf Stuhl“, finanzieren konnte. Oder dass engagierte Mitglieder auch durch private Veranstaltungen helfen, die Sammlungen zu erweitern. So wie Axel und Ellen Richter, die bei ihrer traditionellen Einladung zum Gänseessen an die „Küssende“ von Marg Moll dachten und mit ihrer Bitte um Spenden statt Geschenke zusammen mit anderen Einzelspendern zum Verbleib in Wiesbaden beigetragen haben. Auch Axel Richter gehört zur kurzweiligen Talk-Runde. Er ist übrigens Präsident des Lions Club Wiesbaden Mattiacum, der den höchst erfolgreichen Aktionstag „Wiesbaden malt …“ finanzierte.
Wie schön, dass es immer wieder Schenkungen gibt! So wie am Abend des Neujahrsempfangs von Kurt Büsser. Der Kunstfreund hat zwei Beuys-Werke mitgebracht, die fortan die schon vorhandene Beuys-Sammlung bereichern. Gleichzeitig ist nun die Sammlung Büsser in der Kabinettausstellung „Erich Buchholz und Fred Sandback im Dialog“ zu sehen.
Wie erfreulich es doch in Wiesbaden dank Förderkreis mit dem Bürgerengagement läuft, das attestiert in der Talk-Runde Kuratoriumsmitglied Annette Jentsch dem Publikum. Sie hat einen guten Überblick, ist sie doch auch in der Frankfurter Kunstwelt zu Hause und engagiert. Unter den Gästen sind übrigens drei dem Museum besonders verbundene Freunde-Mitglieder zu entdecken: Danielle Neess, die immer wieder die Jugendstil-Schenkung ihres verstorbenen Mannes Ferdinand Wolfgang Neess ergänzt, Frank Brabant, dessen „Helene im spanischen Kostüm“ schon lange dem Museum gehört und der diesem die Hälfte seiner großartigen Sammlung des Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit vermacht, und Jan Baechle, dem das Haus einen beträchtlichen Zuwachs an Werken des 19. Jahrhunderts verdankt.
So viele fröhliche Gesichter im Saal und auch im Café, wohin angesichts des großen Zuspruchs der offizielle Teil übertragen wird. Und begeisterter Applaus für den Yehudi-Menuhin-Stipendiaten Andrii Fesenko. Er ist ein Zauberer auf dem Akkordeon, der mit Antonio Vivaldis „Winter“ und später mit „Libertango“ von Astor Piazzolla das Publikum in seinen Bann zieht. So mancher erfragt dann später seine Kontaktdaten.
Bleiben wir zum Schluss bei der Jugend. Wie schön, dass Sekt, Wein und Wasser von engagierten Schülern und Schülerinnen ausgeschenkt wird, und dass sich junge Leute unter Anleitung unseres Förderkreis-Teams um Verzehrbons und die Garderobe kümmern. Schön ebenso, dass die vom Freunde-Verein geförderten Museumsguides den Gästen den Weg zu den verschiedenen Führungen gewiesen haben.
„Dieser Abend war ein motivierender Auftakt für 2024“, sagt im Nachhinein Direktor Henning. Und sehr gerne pflichten wir ihm bei.
Ingeborg Salm-Boost