Vom Meister lernen

Ein Workshop für Kinder mit Slawomir Elsner


Die Ausstellung „Slawomir Elsner – Präzision und Unschärfe“, die vom 5. November bis 6. März 2022 im Museum präsentiert wurde, war für viele Besucherinnen und Besucher eine Überraschung. Während die meisten bei einer Ausstellung zum Thema Jugendstil oder Expressionismus ziemlich genau wissen, was sie erwartet, konnte man sich über die Kunst von Slawomir Elsner erst in der Ausstellung eine Meinung bilden. Slawomir Elsner ist ein junger Künstler, dessen Werke erst seit einigen Jahren zunehmend bekannter werden.

Während der Vorbereitungen für die Ausstellung im Sommer 2021 konnte das Team des Museums den Künstler kennenlernen und die ersten Ideen für die Werbemotive und das Begleitprogramm besprechen. Auch die Mitarbeiterinnen der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit waren von den großformatigen Aquarellen in den leuchtenden Farben, den wunderschönen Farbverläufen, aber auch von den Farbstiftzeichnungen sofort verzaubert.

Für mich als Kunstpädagogin war diese Ausstellung genau die richtige, um das Format „Wiesbaden malt“ nach dem großen Erfolg von 2019 endlich zu wiederholen. Wer damals im Museum war, hat immer noch eine lebendige Erinnerung an dieses außergewöhnliche Farbenfest, das in allen Atelierräumen der Bildung und Vermittlung stattgefunden hat. Gemalt hat hier jeder von 0 bis 100 Jahren. Bis heute gibt es übrigens Spuren an den Wänden in den Ateliers.

Vom Meister lernen konnten die Kinder des Workshops mit Slawomir Elsner. (Foto: Oksana Katvalyuk)

Bei den vorbereitenden Arbeiten für die Ausstellung von Slawomir Elsner hatten wir die Hoffnung, „Wiesbaden malt“ im Rahmen der Ausstellung wiederholen zu können. Doch durch die Beschränkungen, die die Pandemie mit sich brachte, ließ sich dies leider auch 2021 nicht umsetzen, stattdessen erklärte der Künstler sich gerne bereit, einen Workshop anzubieten.

Nicht zuletzt aus egoistischen Gründen hätte ich mich sehr über einen Workshop ohne Altersbeschränkung gefreut, denn die Ausstellung war so inspirierend und erzeugte so große Lust, selbst zu malen, dass das sicher ein großer Erfolg geworden wäre.

Ein heißbegehrter Kunstnachmittag mit Slawomir Elsner im Atelier MuWi. (Foto: Oksana Katvalyuk)

Es wurde ein großartiger Workshop für Kinder – ein Erlebnis, dass sehr besonders war. Slawomir Elsner gab einen Nachmittag lang eine Einführung in seine Art zu malen. Die kleine Gruppe von 13 Kindern konnte sich glücklich schätzen, einen Platz für den Workshop erhalten zu haben, denn die Nachfrage war riesengroß. Die Kinder zwischen fünf und zwölf Jahren hatten das Glück an einem Samstag mit dem Künstler zu malen, zu sprechen und ihn kennenzulernen.

Ich hatte auch großes Glück: In letzter Minute wurde ein Platz frei, der noch ganz schnell besetzt werden musste. Das war die Chance für meine Tochter, einen der begehrten Plätze zu ergattern. So konnte ich doch noch dabei sein, wenn am Ende auch nur als Zuschauerin und während des Kurses gemeinsam mit meiner Kollegin Oksana Katvalyuk dann sogar als Assistenten von Slawomir, was natürlich eine Freude war.

Über das Arbeiten mit Aquarellfarbe konnten die Kinder beim Workshop mit dem Künstler viel erfahren. (Foto: Oksana Katvalyuk)

Slawomir hatte das mittlere Atelier für den Nachmittag vorbereitet und für jedes Kind einen großen Bogen Büttenpapier auf eine Holzplatte geklebt. Er erklärte ihnen genau, wie und warum er dies getan hat und zeigte ihnen, wie man mit Aquarellfarbe arbeiten kann. Er nahm sich für jedes Kind Zeit, schaute, beriet, und alle waren beeindruckt und wollten seine Meinung zu ihren Ideen und Entwürfen hören. Besonders die Älteren unter ihnen konnten verstehen, dass sie bei diesem Malkurs tatsächlich die einmalige Gelegenheit hatten, von einem echten Künstler zu lernen.

Die Arbeit des Künstlers stand hier Pate: Elsners „Just Watercolors (050)“ begeisterte die Kinder, die am Workshop teilnahmen. (Foto: Oksana Katvalyuk)

Slawomir war mit den Kindern in der Ausstellung und erklärte seine unterschiedlichen Techniken vor den Werken. Er beantwortete ihre Fragen – als Vater von zwei Jungs in dem Alter seiner Kursteilnehmer hat das wunderbar geklappt.

Inspiriert vom strahlenden Blau in den Werken Slawomir Elsners. (Foto: Oksana Katvalyuk)

Im Atelier hatten die Jungen und Mädchen große Lust, mit Aquarellfarbe Verläufe, Landschaften oder ganz eigene Kompositionen zu malen. Die meisten hatten sich für die ihnen noch neue Technik der Aquarellmalerei entschieden, nur drei Kinder wählten die bunten Farbstifte für ihre großen Bilder. Die Kinder im Kurs waren natürlich auch keine Anfänger, sie konnten sehr gut mit Pinsel, Wasser und Farbe umgehen und brachten eigene Ideen aufs Papier. Einige ließen sich von den Werken Slawomirs inspirieren, andere malten ganz unabhängige Fantasiewelten.

Auch Fantasiewelten wurden beim Workshop mit Slawomir Elsner zu Papier gebracht. (Foto: Oksana Katvalyuk)

Ein sehr angenehmer Nachmittag mit leuchtenden Farben verging, und es bleiben nicht nur lebendige Erinnerungen, sondern auch die Werke der Kinder, die jetzt vermutlich gerahmt in Wohnzimmern hängen und auf ihre Art fast so schön sind wie die Werke von Slawomir Elsner selbst.

Martina Brand

PS: Im Interview mit Slawomir Elsner erfahren Sie mehr zum Künstler und zu seinen Arbeiten.


Dr. Martina Brand (39), seit 2010 in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Museum Wiesbaden tätig, kam 2009 ans Haus. Hier absolvierte sie während der Vorbereitungen für die große Sonderausstellung „Das Geistige in der Kunst – Vom Blauen Reiter zum Abstrakten Expressionismus“ unter dem ehemaligen Direktor Volker Rattemeyer ein wissenschaftliches Volontariat in der Kunstsammlung. 2010 bekam sie die erste Stelle im neu gegründeten Bereich der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Museums. Die gebürtige Erfurterin studierte an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main – mit Auslandssemester in Cardiff/Wales – Kunstpädagogik, Kunstgeschichte und Anglistik. Während ihres Studiums arbeitete sie in verschiedenen Werbeagenturen und später in der DZ BANK Kunstsammlung. Sie leitete Führungen unter anderem in der Schirn, dem Städel und im Museum für Kommunikation in Frankfurt. Es folgte, neben der Arbeit im Museum, die Promotion über die langjährige FAZ-Fotografin Barbara Klemm. Mittlerweile sind die vielfältigen Aufgaben in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ihr Steckenpferd. Hier schätzt sie, dass es nie langweilig wird, und sie freut sich darüber, dass auch mal verrückte Ideen ausprobiert werden können. Ihre neue Heimat hat sie in Frankfurt gefunden, wo sie gern mit ihrem Mann und den beiden Kindern im idyllischen Stadtteil Seckbach lebt. In der Freizeit mag sie die Arbeit im Garten; ihre Ressourcen lädt sie beim Zusammentreffen mit Freunden oder in der Natur wieder auf. (red)

 

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