Weihnachts- und Neujahrsgruß

Was uns der „König auf Stuhl“ sagen kann

Stephan Balkenhol: „König auf Stuhl (Detail)“ (2022), Museum Wiesbaden, erworben mit Unterstützung der Museumsgala 2023/Freunde des Museums Wiesbaden e. V. (Foto: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert)

Liebe Freundinnen und Freunde des Museums Wiesbaden,

ein König ist gekommen. Weihnachten steht vor der Tür, da könnte man meinen, dass dies keine Überraschung sei. Wie der Evangelist Matthäus berichtet, suchten die Weisen aus dem Morgenland das soeben geborene Jesuskind in Betlehem auf. Aus den Weisen wurden im Laufe des frühen Mittelalters die drei Heiligen Könige, und sie brachten Geschenke mit: Gold, Weihrauch und Myrrhe.

An diese Könige kann man sich erinnert fühlen vor der Skulptur „König auf Stuhl“ von Stephan Balkenhol (entstanden 2022). Und dies mehr noch, wenn diese Figur nach Abschluss der aktuellen Balkenhol-Ausstellung ihren dauerhaften Platz in dem sogenannten Kirchensaal finden wird. Dort wird Balkenhols König in einen vielschichtigen Dialog mit dem Walsdorfer Kruzifix treten, das um 1200 geschnitzt wurde. Unter dem gekreuzigten Christus, blutig, gekennzeichnet von der Dornenkrone, sitzt dann dieser moderne Mensch mit einer goldenen Krone auf dem Haupt.

Balkenhols König ist ein Zeitgenosse, in einem weißen Hemd und einer schwarzen Hose. Stephan Balkenhol hebt die Figur ins Allgemein-Menschliche, sie repräsentiert uns alle im Hier und Jetzt. Doch was kann das heißen? Wir Könige?

Diese Frage ist in Anbetracht der heutigen Zeit besonders wichtig. Mit welcher Krone können wir uns krönen? Mir scheint, die einzig zeitgemäße Krone ist die Menschenwürde. Aber die wird nicht verliehen, sie muss individuell errungen werden, immer wieder neu von jeder und jedem von uns.

Blick in die aktuelle Ausstellung „Zeitfenster – Stephan Balkenhol trifft Alte Meister“ (Foto: Museum Wiesbaden/Bernd Fickert)

In der Zeitenwende sind die Könige aus dem Morgenland dem Stern von Bethlehem gefolgt, er war ihnen das Hoffnungszeichen. Was kann heute, in der von vielen Krisen gezeichneten Welt, ein Hoffnungszeichen sein? Diese Frage kann und muss man für sich selbst beantworten, und doch folgt ihr eine weitere Frage: Können Museen hilfreich sein? Museen wollen Wissen, Kreativität, Toleranz und Werte vermitteln, wollen eine eigenständige Auseinandersetzung mit der Welt fördern, wollen die lebensvolle Bedeutung von Kunst und Natur ins Bewusstsein bringen.

Solch eine Museumsarbeit gelingt nur mit Freunden. Ob Kulturelle Bildung, Sammlungserweiterung, Sonderausstellungen oder Ausstellungskataloge: Ihre Unterstützung war auch 2023 sehr wichtig! Und es ist so motivierend wie beruhigend, Sie alle in diesem großen Kreis an Freunden um uns zu wissen.

Sehr herzlich danke ich Ihnen für Ihre Förderung des Museums Wiesbaden. In diesen Dank schließe ich sehr gerne Gerd Eckelmann und den gesamten Vorstand, das Kuratorium und die Geschäftsführung des Fördervereins mit ein. Zudem rufe ich allen Sponsorinnen und Sponsoren der Museumsgala 2023 meinen aufrichtigen Dank zu, allen voran dem Initiator und Organisator Stephan Ziegler. Dank des Erlöses der Museumsgala und der Freunde des Museums Wiesbaden e. V. konnte das Museum die Königsskulptur von Balkenhol erwerben. Es ist ein echtes Geschenk, in mehrfacher Hinsicht.

Mögen vor uns allen bis zu den Heiligen Drei Königen besinnliche Tage liegen. Es ist dies auch eine gute Zeit, um mit Muße, Offenheit und Freude das Museum zu besuchen. Seine vielfältigen Sammlungen, Sonderausstellungen, Vermittlungsangebote und das Trüffel Museumscafé bieten ein wohltuendes Gesamterlebnis.

Im Namen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Museums Wiesbaden wünsche ich Ihnen und Ihrer Familie frohherzige Festtage und ein friedlicheres, toleranteres, hoffnungsvolleres Jahr 2024,

Ihr

Andreas Henning, Direktor

Zukünftige Aufstellung von Balkenhols Figurensäule „König auf Stuhl“ im Kirchensaal des Museums Wiesbaden (Foto: Museum Wiesbaden/Bernd Fickert)

 

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