Wie Kinder Kunst und Natur sehen

Wir zeigen’s Euch (Folge 5)

Welch ein Montagnachmittag im Museum Wiesbaden: Die Giraffe, derzeit Hingucker in der Wandelhalle, begrüßt uns. Ansonsten Stille – es ist ja Montag und das Museum geschlossen. Tom kommt mit seiner Mama und der kleinen Schwester aus Mainz, auch der Wiesbadener Opa, mit dem er schon oft im Haus der Kunst und Natur unterwegs war, gesellt sich dazu. Tom kommt uns sportlich und gut gelaunt entgegen – unter dem Arm trägt er ein tragbares Terrarium. Wir schauen hinein: Weinbergschnecken zwischen Salatblättern …

Sie begrüßt zurzeit die Museumsgäste – und hat natürlich auch auf Marjane und Tom Eindruck gemacht: Die Giraffe, die schon mal auf die große Ausstellung „Der Hase ist des Jägers Tod – Kultur und Natur des südlichen Afrikas“ (21. März 2024 bis 2. Februar 2025) einstimmen soll. (Foto: Museum Wiesbaden/Bernd Fickert)

Kurz darauf: Marjane steuert die Wandelhalle an, auch sie kommt mit der Mama. Marjane könnte einem Jugendstil-Bild entsprungen sein, sie ist so hübsch-passend gekleidet. Bis hin zum Reif im langen Haar. Das Museum ist ihr wohlbekannt. Und so wird sie später ganz selbstverständlich in Richtung des Ideenraums Experiment Ornament laufen, in dem sich die interaktive Station „Jugendstilizer“ befindet. Da fühlt sie sich zu Hause …

Hier kennt sie sich aus: Marjane kann im Ideenraum Experiment Ornament die Funktion der interaktiven Station „Jugendstilizer“ super erklären. (Foto: Olaf Herrmann)

Es steht die fünfte Staffel unserer Serie „Wir zeigen’s Euch – Wie Kinder Kunst und Natur sehen“ an. Erster Dreh in der Natur-Abteilung im Themenraum Form der Dauerausstellung „Ästhetik der Natur. Der Videofilmer unseres Vertrauens, Olaf Herrmann, ist schon mit dem Aufbau von Kamera und Licht beschäftigt, als wir mit Tom samt seiner Schnecken in einem tragbaren Terrarium und mit der Familie an den Lieblingsort unseres Akteurs kommen. Dabei handelt es sich um die beiden Pultvitrinen mit Schnecken, Muscheln und Tintenfischen. Die vielfältigen Formen, Oberflächen, Farben und Muster lassen sich in den mit besonderer Technik ausgestatteten großen Vitrinen, die gemeinsam mit einer Wiesbadener Firma für Stahl- und Metallbau entwickelt wurden, bestens vergleichen.

Sie zieht Tom immer wieder an: die Pultvitrine mit Schnecken und Muscheln im Themenraum Form der Natur-Abteilung. (Foto: Olaf Herrmann)

Toms Freude an den teils farbenprächtigen, unterschiedlichen Schnecken, von denen ihm viele bekannt sind, sieht man dem elfjährigen Jungen an. Unser Schneckenspezialist kennt sich aus, und er hat auch gleich das Gehäuse der ganz besonderen Schnecke entdeckt, das er so gerne selbst hätte… Mehr dazu im Video. Er spricht mit großer Zuneigung über seine „Haustiere“ und wie schlau sie sind. Tom nimmt eines aus dem tragbaren Terrarium, das wir mit in die Museumsnatur nehmen durften. Und natürlich hat er seinen Lieblingen auch Namen gegeben…

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Tom bei der Vitrine der Schnecken und Muscheln im Themenraum Form der Dauerausstellung „Ästhetik der Natur“.

Ortswechsel zur Kunst. Nun geht es in den Ideenraum Experiment Ornament, der sich am Ende der Galerie Alter Meister befindet. Dort trifft man auf die wunderbare interaktive Station „Jugendstilizer“. Sie erinnern sich? Der Raum ist zusammen mit Studierenden der Hochschule RheinMain (HSRM) und der Designagentur 99° aus Wiesbaden entwickelt worden. Auf den Weg gebracht wurde er in Zusammenarbeit mit zwei engagierten Museumsmitarbeiterinnen sowie mit Unterstützung auch der Freunde des Museums. Nicht nur junge Leute sind fasziniert von den Möglichkeiten, hier selbst kreativ zu werden.

Ein gelungenes Experiment an der Selfiewand: Marjane weiß, wie man schöne Jugendstil Ornamente herbeizaubert. Hier werden stets die letzten zehn Werke gezeigt und man kann sich selbst oder andere davor fotografieren. (Foto: Olaf Herrmann)

Profi Marjane, neuneinhalb Jahre alt, ist flink wie ein Wiesel, wenn sie den „Jugendstilizer“ bedient. Olaf Herrmann steht bereit, einige Male wechselt er die Perspektive. Kurz und deutlich erklärt Marjane die Schritte auf dem Weg zu kreativem Schaffen, hat selbst sichtlich großen Spaß an dem Entwerfen von Jugendstil-Kacheln. Im Handumdrehen zaubert unsere Lehrmeisterin, die die Fritz-Gansberg-Schule in Wiesbaden besucht, ihr neuestes Jugendstil Ornament auf den Bildschirm, erklärt Schritt für Schritt, auch wie man das Ergebnis sich oder anderen schicken und dass man es sich für 50 Cent als Postkarte ausdrucken lassen kann.
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Marjane erklärt die interaktive Station „Jugendstilizer“ im Ideenraum Experiment Ornament.

Ein ganz besonderer Montagnachmittag im Museum Wiesbaden. Filmer Olaf Herrmann und wir (das sind Martina Mulcahy und ich als Projektbetreuerinnen) sind wieder einmal beeindruckt von unseren beiden jungen Hauptdarstellern. Im Museumsshop können sie sich als Lohn ein kleines Präsent aussuchen. Und natürlich wollen wir noch wissen, was sie in der Schule und in ihrer Freizeit besonders gerne machen:

Tom, der das Otto-Schott-Gymnasium in Mainz besucht, nennt als erstes Sport und Mathematik. In der Freizeit zaubert er gerne und hat sich da schon einiges angeeignet. Auch spielt er Fußball im Verein. Ja und dann sind da noch die Weinbergschnecken, die sich viel schneller bewegen, als wir denken!

Sie haben es gut bei ihm: Tom mit seinen Weinbergschnecken Susi (groß) und Peter, den sie auf ihrem Gehäuse trägt. (Foto: Olaf Herrmann)

Marjane, die im nächsten Jahr von der Wiesbadener Fritz-Gansberg-Schule auf ein Wiesbadener Gymnasium wechselt, mag Kunst, auch Sport und Mathematik. Gern verbringt sie ihre Freizeit mit Malen, Zeichnen und mit Reiten. Und natürlich mit Spielen. Da kommen wir wieder zum „Jugendstilizer“. Viele Male hat sie hier, in unserem Museum, schon ihre kreativen Spuren hinterlassen!

Ingeborg Salm-Boost

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