Unter Freunden

Auch Jawlenskys Enkelin ist nun dabei

Schüler und Schülerinnen als Museumsguides, über deren Engagement sich der stellvertretende Direktor Jörg Daur freut; im Bild rechts die Leiterin des vom Verein unterstützten Projekts „Meet the museumsguides“ Christine Scholzen; links: zwei Mitarbeiter des edu-Teams (Foto: Josh Schlasius)

Das war ein schönes Zusammentreffen unter Freunden und Freundinnen des Museums zum Jahresbeginn! Wir vom Vorstand des Fördervereins möchten uns herzlich für das große Interesse und den zustimmenden Applaus beim Neujahrsempfang 2020 bedanken. Rund 500 Gäste hatten sich im Vortragssaal und in der mit einem Monitor ausgestatteten Wandelhalle versammelt, um unser Programm aufmerksam zu verfolgen, sich später beim Wein in Gespräche zu vertiefen. Ganz im Sinne unseres Vorsitzenden Gerd Eckelmann, der in seiner Begrüßungsrede betonte: „Unser Geschäftsmodell und Wachstumsmotor ist die Verknüpfung von Fördern und Genießen … Wir sind längst keine Nische mehr, wir sind ein sich erfolgreich ausbreitendes kulturelles Biotop“.

Die drangvolle Enge beim Genießen tat der guten Laune der Museumsfreunde offenbar keinen Abbruch, die vielen Glückwünsche zur informativen, abwechslungsreichen Gestaltung des offiziellen Teils wiederum trugen zur guten Laune der Aktiven bei, deren Credo fürs Treffen im neuen Jahr stets heißt: Über die Arbeit des Förderkreises intensiv, aber eben kurzweilig erzählen. In diesem Jahr speziell auf besondere Unterstützer den Fokus richten und sie zu Wort kommen lassen. Dass dies bestens gelang, dafür garantierte nicht zuletzt, wie schon im Vorjahr, als ehrenamtliche Moderatorin Corinna Freudig, Journalistin und Mitglied im Verein.

Blick auf die Bühne: Gerd Eckelmann freut sich, unter den Gästen als Vertretung der Stadtregierung das ehrenamtliche Magistratsmitglied Dr. Doris Jentsch begrüßen zu können. Die Ärztin ist seit langem Mitglied des Förderkreises, besucht gerne unsere Veranstaltungen. Und was im Publikum mit Staunen und Beifall aufgenommen wurde: Der Vorsitzende konnte mitteilen, dass Angelica Jawlensky Bianconi, Enkelin von Alexej Jawlensky, nun Freundin des Museums Wiesbaden ist – wo ab März die Schau „Lebensmenschen“ über das Schaffen von Jawlensky und Marianne von Werefkin zu sehen sein wird. In seiner Begrüßungsrede zählt Gerd Eckelmann die unterschiedlichen Maßnahmen der Förderarbeit auf – ob Museumspädagogik, eintrittsfreier Samstag, der Erwerb neuer Werke oder die mannigfaltigen Formate im Freundeskreis. Eines davon konnte man mit den Museumsguides im Jugendstil live erleben. Dieses Projekt, eine Zusammenarbeit des Museums mit dem Gymnasium am Mosbacher Berg unter der Leitung von Christine Scholzen, wird vom Verein gefördert. An dieser Stelle sollte auch erwähnt werden, wie sehr zum Auftakt des Abends die „Fremden Federn“ begehrt waren. Die Schau in der Naturhistorischen Abteilung, in der edu-Mitarbeiter Spannendes zu erläutern wussten, war wie der Jugendstil ein Publikumsmagnet.

Auch ein Anziehungspunkt zu Beginn: Die Ausstellung „Mit fremden Federn“, in der edu-Mitarbeiter Wissenswertes erzählen können (Foto: Josh Schlasius)

Zurück zur Begrüßungsrede: Grundlage für das erfolgreiche Wirken auf vielen Ebenen, darauf weist Gerd Eckelmann hin, ist das Vertrauen zwischen Museumsleitung und Vorstand. „Und darauf möchten wir auch mit dem neuen Direktor Andreas Henning bauen, der im März seine Arbeit aufnehmen wird.“ Wie wichtig Vereine für unsere Gesellschaft sind, nämlich „Keimzellen von Gemeinsinn und Gemeinschaftserleben sowie gestaltende Faktoren unserer Gesellschaft …“, das stellt Gerd Eckelmann heraus und spricht sicher vielen aus dem Herzen, wenn er betont: „In Zeiten, in denen Spaltung, Polarisierung und Vereinzelung unsere Gesellschaft bedrohen, ist der Verein ein Leuchtturm der konstruktiven gesellschaftlichen Kräfte.“

Da passt es gut, dass mit Professor Dr. Friedrich-Eckart Isemer für den Lions Club Mattiacum und Sven H. Korndörffer für die Aareal Bank sowie als Kuratoriumsmitglied der Freunde zwei engagierte Mitglieder die Förderengagements ihres Clubs bzw. ihrer Bank vorstellen: Der Lions Club mit seinem groß angelegten, nachhaltigen Projekt zur Förderung der Bildungsbenachteiligten unserer Kommune, die Aareal Bank mit der Förderung eines weitreichenden Vermittlungskonzepts zum Thema Jugendstil und Kinder.

Doch zuvor erfahren die Gäste, dass Kulturjournalistin Jutta Szostak die Serie „Wir zeigen’s Euch – Wie Kinder Kunst und Natur sehen“ mit einer größeren Summe unterstützt und auf diese Weise die Produktion der nächsten drei Filme garantiert, die in Videoclips die Schätze des Museums Klein und Groß nahebringen. Weil die Museumsfreundin und Moderatorin der „Blauen Stunde“ bei Radio Rheinwelle vor allem auch vom Clip mit dem siebenjährigen Lucas im Jugenstil beeindruckt war und diese Art der Kunst- bzw. Naturvermittlung an Kinder für sehr gelungen hält, möchte sie genau dieses Projekt fördern.

Über so etwas kann man nicht sprechen, ohne den Beweis zu liefern: Und so erfreuen sich die Mitglieder an unserem Video-Ausflug mit Lucas (sieben Jahre) in den Jugendstil, wo er das großformatige Bild „Herbstweben“ von Wilhelm Lefèbre einer eingehenden Betrachtung unterzieht. Lucas kann sich zusammen mit Jutta Szostak den herzlich-intensiven Applaus selbst abholen, er ist mit Mama Claudia und den Großeltern ins Museum gekommen, und er verrät Moderatorin Corinna Freudig auch, wie er sein Zimmer zu Hause bebildert hat … Unter anderem mit einer Arbeit seiner Mutter (sie ist von Beruf Fotografin), auf der Fische zu sehen sind.

Jüngster Gast auf der Bühne und „Jugendstilerklärer“ im Video: der siebenjährige Lucas mit seinem „Fan“ Jutta Szostak, rechts, und Moderatorin Corinna Freudig (Foto: Josh Schlasius)

Ein Kind, das Kunst erklärt, ein Künstler, der sich darüber freut und der über seine Sympathie fürs Museum Wiesbaden seit Jugendzeit spricht: Vollrad Kutscher, von dem man unter anderem in der Abteilung Kunst die „Leuchtenden Vorbilder“ und in der Natur sein „Kartoffelkino“ sieht, ist Mitglied seit dem Gründungsjahr der Freunde des Museums und immer wieder gerne zu Gast, auch wenn er in Frankfurt Atelier und Wohnung hat. Er ist ein Mann, der im fortgeschrittenen Alter immer wieder gerne Neues ausprobiert, der schon vor Jahrzehnten mit außergewöhnlichen Kunstaktionen auf sich aufmerksam machte und Performance eine Menge abgewinnen kann.

Freund der ersten Stunde und mit Kunst im Museum vertreten: Vollrad Kutscher (Foto: Josh Schlasius)

Und deshalb dürften ihm die Projektideen von vier Studierenden der Fresenius Hochschule unter dem Motto „Wir machen uns junge Freunde! – GEN Y/Z – Kunst und Wissenschaft neu erleben“ gefallen haben. Denn im Zusammenspiel mit uns „alten“ Freunden arbeiten Maxi Schneider, Leonie Gerhards, Christopher Feld und Selina Türck daran, wie man Menschen der Altersgruppe 20 bis 35, die sogenannten Generationen Y und Z, nachhaltig für das Museum Wiesbaden gewinnen, wie das Interesse für Kunst und Kultur gestärkt werden kann. Vielversprechende Ansätze wurden erarbeitet, Überlegungen angestellt, auf die wir Freunde und das Museum aufbauen können: Erlebnisse, Interaktion und lebende Bilder … Warum sich nicht schon auf einen ersten „Art Slam“ freuen? (siehe auch Artikel auf dieser Website).

„Wir machen uns junge Freunde …“: vier Studierende mit guten Projektideen (Foto: Josh Schlasius)

Freuen können wir uns auf das tolle Ausstellungsprogramm 2020, das der stellvertretende Direktor Jörg Daur vorstellt. An ihm ist es auch, die Grüße von Andreas Henning zu verlesen, den so mancher vermisst haben dürfte. Doch in der Grußbotschaft wurde deutlich, dass er eine wichtige Aufgabe in Dresden – nämlich die Neukonzeption in der Gemäldegalerie mit Hängung von 700 Bildern nach langer Umbauzeit – zu Ende führen muss und der Wiesbaden-Termin in eine ungünstige Zeit fällt. Das gestehen wir ihm zu, sehen gern, wenn er die Freunde (wie schon im Interview auf dieser Website) mit der DNA eines lebendigen Museumslebens vergleicht, das Museum mit den Herzkammern. Er animiert uns, Anregungen und Wünsche auszusprechen, den steten Austausch zu pflegen. Sympathisch macht ihn, dass er uns dazu auffordert: „Sie feiern heute die Unterstützer des Museums Wiesbaden … Bitte feiern Sie heute Abend aber auch Herrn Daur und das ganze Team für die Vorbereitung dieses wunderbaren Museumsjahrs!“ Keine Frage, das mag Jörg Daur nicht so gern vorlesen. Ein Glück, dass wir Corinna Freudig haben, die einen Blick aufs Schreiben aus Dresden wirft und das verdiente Lob in den Saal ruft. Die Zustimmung lässt nicht auf sich warten.

Die, die dabei waren, werden jetzt in unserem Rückblick auf das Bühnenprogramm einen Menschen vermissen, der eben dieses auf besondere Weise bereichert hat: Boogiebaron Alexander von Wangenheim am Flügel. Mit seinem mitreißenden Spiel und seiner markanten Stimme sorgt er für Bewegung auf den Sitzen im Vortragssaal – und für begeisterten Beifall. Gut zu wissen, dass man ihn für Privatfeste buchen kann. Und dass das Video vom Empfang mit seiner Musik unterlegt ist!

Spielt und singt gerne für die Freunde – und will nun selbst einer werden: Boogiebaron Alexander von Wangenheim (Foto: Josh Schlasius)

Von der Bühne ins Getümmel in der Wandelhalle: Ja, in Schlangen muss man sich an den Ständen schon einreihen – doch während des Wartens auf Wein oder Quiche kommt so mancher mit anderen ins Gespräch. So auch unsere Studierenden mit Freundinnen und Freunden. Dass so viele aufgeschlossen auf ihre Ideen reagiert haben, erzählen sie später mit sichtlicher Freude. Unter den Gästen viele bekannte, gerne noch lange ausharrende Menschen, ganz offensichtlich in guter Unterhaltung. Und wenn der frühere Staatstheater-Intendant Manfred Beilharz mit seiner Frau uns Aktiven einen gut inszenierten, informationsreichen Abend bescheinigt, dann tut das unendlich gut! Zu dieser Zeit ist der jüngste Akteur des Abends, Lucas, längst im Bett. Steht doch auch am Morgen eine Deutscharbeit an, für die ihm nicht nur die Moderatorin alles Gute wünscht. Ach, zum Schluss lassen wir nochmals unseren Bildererklärer Lucas sprechen. Verstehen Sie es als Kompliment, liebe Gäste: „Mama, ich habe noch nie so viele gut gekleidete Menschen auf einmal gesehen“, gibt er auf dem Heimweg einen bleibenden Eindruck wieder, den er von der Bühne aus gewann!

isa/mmy

P.S.
Ein Video vom Neujahrsempfang finden Sie hier, die entsprechende Fotogalerie hier.

„Fördern und genießen“ – das ist ein Leitspruch der Freunde: viele gute Gespräche in der dicht gefüllten Wandelhalle (Foto: Josh Schlasius)

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